(Siehe auch Übersicht über die Transplantation Übersicht über die Transplantation Unter einer Transplantation versteht man die Entnahme lebender, funktioneller Zellen, Gewebe oder Organe aus einem Körper und deren Verpflanzung entweder in demselben Körper (autologe Transplantation)... Erfahren Sie mehr .)
Stammzellen sind nichtspezialisierte (undifferenzierte) Zellen, aus denen sich andere, spezialisierte Zellen entwickeln können. Stammzellen können gewonnen werden aus:
Aus einer Vene entnommenem Blut
Knochenmark (Knochenmarktransplantation)
Blut aus der Nabelschnur eines Neugeborenen nach seiner Geburt (gespendet von der Mutter)
Die bevorzugte Quelle für Stammzellen ist Blut, da das Verfahren zu deren Gewinnung weniger invasiv ist und die Anzahl der Blutkörperchen schnell wieder zu normalen Werten zurückkehrt. Stammzellen aus der Nabelschnur werden in der Regel nur für Kinder verwendet, da das Nabelschnurblut nicht genügend Stammzellen für eine Anwendung bei einem Erwachsenen enthält.
Obwohl Stammzellen theoretisch zu jeder Art von Zelle heranwachsen können, kommt eine Stammzelltransplantation in der Praxis hauptsächlich als Teil der Behandlung von Bluterkrankungen wie Leukämie Überblick über Leukämien Leukämien sind Krebserkrankungen der weißen Blutkörperchen oder der Zellen, die sich zu weißen Blutkörperchen entwickeln. Weiße Blutkörperchen entwickeln sich aus den sogenannten Stammzellen... Erfahren Sie mehr , bestimmten Lymphomarten (einschließlich Hodgkin-Lymphom Hodgkin-Lymphom Das Hodgkin-Lymphom ist eine Krebserkrankung einer Art weißer Blutkörperchen, den sogenannten Lymphozyten, und es unterscheidet sich von anderen Lymphomen, da eine bestimmte Art von Krebszellen... Erfahren Sie mehr ), aplastischer Anämie Aplastische Anämie Eine aplastische Anämie ist eine Erkrankung, bei der die Zellen des Knochenmarks beschädigt sind, die sich zu reifen Blutkörperchen entwickeln. Das führt zu einer geringen Anzahl roter Blutkörperchen... Erfahren Sie mehr , Thalassämie Thalassämien Thalassämien sind eine Gruppe von Erbkrankheiten, die auf einem Ungleichgewicht in der Bildung einer der vier Aminosäureketten beruht, aus denen das Hämoglobin (das Eiweiß in den roten Blutkörperchen... Erfahren Sie mehr und Sichelzellanämie Sichelzellanämie Die Sichelzellanämie ist eine erbliche genetische Anomalie des den Sauerstoff tragenden Proteins in den roten Blutkörperchen (Hämoglobin), bei der eine chronische Anämie durch sichelförmige... Erfahren Sie mehr zum Einsatz. Manchmal wird eine Stammzelltransplantation bei angeborenen Stoffwechsel- oder Immundefektkrankheiten (wie chronischer Granulomatose Chronische Granulomatose (CGD) Bei der vererbbaren Immundefektkrankheit der chronischen Granulomatose kommt es zu einer Fehlfunktion der Phagozyten, einer weißen Blutkörperchenart. Betroffene leiden an anhaltenden Infektionen... Erfahren Sie mehr ) verwendet.
Ebenso können Personen, die aufgrund bestimmter Krebserkrankungen mit einer hochdosierten Chemo- oder Strahlentherapie behandelt wurden, ein Stammzelltransplantat erhalten. Solche Behandlungen zerstören das die Stammzellen produzierende Knochenmark. Gelegentlich werden Stammzelltransplantate auch verwendet, um Knochenmarkzellen zu ersetzen, die während der Behandlung von Krebserkrankungen wie Brustkrebs oder eines Neuroblastoms (einer häufigen Krebserkrankung im Kindesalter, die sich aus Nervengewebe entwickelt) vernichtet wurden. Zurzeit wird die Möglichkeit untersucht, Stammzelltransplantation zur Behandlung einiger Autoimmunerkrankungen, wie etwa multipler Sklerose, einzusetzen.
Nach der Behandlung, einschließlich einer Stammzelltransplantation, sind etwa 30 bis 40 Prozent der Personen mit einem Lymphom und etwa 20 bis 50 Prozent der Personen mit Leukämie krebsfrei. Bei Personen mit einem multiplen Myelom kann das Verfahren das Leben verlängern. Bei Brustkrebs ist es weniger wirksam.
Verfahren bei einer Stammzelltransplantation
Als Stammzellen können auftreten:
körpereigene Zellen (autologe Transplantation)
Zellen eines Spenders (allogene Transplantation)
Wenn Personen mit einer Krebserkrankung ihre eigenen Stammzellen erhalten sollen, dann werden diese vor der Chemo- oder Radiotherapie gewonnen, da diese Verfahren Stammzellen nachhaltig schädigen können. Im Anschluss an die Behandlung werden die Zellen über eine Infusion zurück in den Körper gegeben.
Wenn die Stammzellen von einem Spender stammen, dann erhält der Empfänger vor der Transplantation zur Unterdrückung seines Immunsystems Immunsuppressiva Unterdrückung des Immunsystems Unter einer Transplantation versteht man die Entnahme lebender, funktioneller Zellen, Gewebe oder Organe aus einem Körper und deren Verpflanzung entweder in demselben Körper (autologe Transplantation)... Erfahren Sie mehr .
Wenn die Stammzellen die blutbildenden Zellen im Knochenmark des Empfängers ersetzen sollen, erhält der Empfänger eine Kombination aus Medikamenten und Strahlenbehandlungen, um Knochenmarkzellen zu beseitigen, die die transplantierten Zellen nicht überleben lassen würden.
Stammzellen aus dem Blut
Die Entnahme von Stammzellen aus Blut eines erwachsenen Spenders geschieht ambulant. Hierzu erhält der Spender zunächst ein paar Tage vor der Entnahme der Stammzellen Medikamente, die das Knochenmark dazu anregen, mehr Stammzellen ins Blut abzugeben (genannt koloniestimulierende Faktoren). Anschließend wird das Blut dem Körper mittels eines in einen der Arme eingesetzten Katheters entnommen und durchläuft eine Maschine, die die Stammzellen entfernt. Die restlichen Blutzellen werden der Person mittels eines in den anderen Arm eingesetzten Katheters zurückgegeben. In der Regel werden etwa sechs 2- bis 4-stündige Sitzungen über einen Zeitraum von mehreren Tagen benötigt, um eine ausreichend große Anzahl von Stammzellen zu erhalten. Die Stammzellen können zur späteren Verwendung eingefroren werden. Stammzellen können auch nach der Geburt eines Kindes aus der Nabelschnur entnommen und zur späteren Verwendung eingefroren werden.
Stammzellen aus dem Knochenmark
Für eine Knochenmarktransplantation erhält der Spender für gewöhnlich eine lokale oder Vollnarkose. Anschließend entnimmt der Arzt das Knochenmark mit Hilfe einer Spritze aus dem Hüftknochen des Spenders. Dieser Vorgang dauert etwa 1 Stunde.
Empfänger
Die Stammzellen werden dem Empfänger über einen Zeitraum von 1 bis 2 Stunden über eine Vene verabreicht. Die infundierten Stammzellen wandern im Blut zu den Knochen des Empfängers, teilen sich dort und produzieren Blutzellen.
Nach einer Stammzelltransplantation
Nach einer Transplantation werden Medikamente zur Vorbeugung von Komplikationen (siehe unten) gegeben.
Stammzellempfänger bleiben nach der Transplantation meist 1 bis 2 Monate im Krankenhaus.
Nach der Entlassung wird eine regelmäßige Nachsorge geplant. Die meisten Patienten brauchen mindestens 1 Jahr, bis sie sich vollständig erholt haben.
Komplikationen bei einer Stammzelltransplantation
Infektionen
Eine Stammzelltransplantation ist mit einem Risiko behaftet, da die weißen Blutkörperchen des Empfängers zuvor durch Chemo- oder Strahlentherapie zerstört oder in ihrer Zahl reduziert wurden. Daher besteht etwa 2 bis 3 Wochen lang ein stark erhöhtes Infektionsrisiko – dieses Risiko bleibt solange bestehen, bis die gespendeten Stammzellen genügend weiße Blutkörperchen bilden, um den Körper vor Infektionen zu schützen.
Das Infektionsrisiko lässt sich senken, indem der Empfänger so lange isoliert bleibt, bis die transplantierten Zellen mit der Produktion weißer Blutkörperchen beginnen. Während dieser Zeit muss jede Person, die den Raum betritt, sich gründlich die Hände waschen und eine Gesichtsmaske sowie einen Körperanzug tragen.
Der Empfänger erhält:
Koloniestimulierende Faktoren, die die Produktion von Blutzellen (einschließlich weißer Blutkörperchen, die die Infektionsbekämpfung unterstützen) anregen
Antimikrobielle Präparate zur Reduzierung des Infektionsrisikos
Graft-versus-Host-Reaktion
Das neue Knochenmark, das von einem Spender erhalten wurde, kann Zellen produzieren, die die Zellen des Empfängers angreifen, wodurch es zur sogenannten Graft-versus-Host-Krankheit kommt Graft-versus-Host-Reaktion Unter einer Transplantation versteht man die Entnahme lebender, funktioneller Zellen, Gewebe oder Organe aus einem Körper und deren Verpflanzung entweder in demselben Körper (autologe Transplantation)... Erfahren Sie mehr . Etwa 20 bis 40 Prozent der Personen, bei denen diese Krankheit auftritt, versterben auch daran.
Wenn das Knochenmark von einer anderen Person stammt, erhält der Empfänger somit Immunsuppressiva Unterdrückung des Immunsystems Unter einer Transplantation versteht man die Entnahme lebender, funktioneller Zellen, Gewebe oder Organe aus einem Körper und deren Verpflanzung entweder in demselben Körper (autologe Transplantation)... Erfahren Sie mehr , um eine Graft-versus-Host-Krankheit und eine Abstoßung zu verhindern.
Wiederauftreten der ursprünglichen Erkrankung
Die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls hängt mit folgenden Faktoren zusammen:
Art der ursprünglichen Erkrankung
Ihr Schweregrad
Art des verwendeten Transplantats
Die ursprüngliche Erkrankung kehrt zurück bei:
40 bis 75 Prozent der Patienten, die ihre eigenen Stammzellen erhalten
10 bis 40 Prozent der Patienten, die fremde Stammzellen erhalten