Adipositas

VonShauna M. Levy, MD, MS, Tulane University School of Medicine;
Michelle Nessen, MD, Tulane University School of Medicine
Überprüft/überarbeitet Nov. 2023
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN
Kurzinformationen

Adipositas ist eine chronische, wiederkehrende komplexe Erkrankung, die durch übermäßiges Körpergewicht gekennzeichnet ist.

  • Adipositas wird durch eine Kombination von Faktoren beeinflusst, die Genetik, Hormone, Verhalten und die Umwelt umfassen.

  • Adipositas erhöht das Risiko für zahlreiche Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck, Herzkrankheiten und bestimmte Krebsarten und kann zu frühzeitigem Tod führen.

  • Mehr Bewegung und eine Verringerung der Kalorienzufuhr sind wichtige Bestandteile der Behandlung von Adipositas.

  • Medikamente und eine Operation zur Gewichtsabnahme (bariatrische Operation) sind ebenfalls wichtig für eine langfristige erfolgreiche Behandlung vieler Menschen mit Adipositas.

  • Eine Reduktion des Körpergewichts um nur 5 bis 10 Prozent leistet bereits einen Beitrag zur Verringerung von durch Fettleibigkeit verursachten Problemen wie Diabetes, Bluthochdruck und hohen Cholesterinwerten.

(Siehe auch Adipositas bei Jugendlichen.)

Der Body Mass Index (BMI) ordnet Übergewicht und Fettleibigkeit ein. Er errechnet sich aus dem Gewicht in Kilogramm, geteilt durch die Körpergröße in Metern zum Quadrat:

  • Übergewicht ist definiert als ein BMI von 25 bis 29,9.

  • Adipositas ist definiert als ein BMI von 30 bis 39,9.

  • Schwere Adipositas ist definiert als ein BMI von 40 oder höher.

Bei Menschen asiatischer Abstammung und einigen anderen ethnischen Gruppen liegt der BMI, der als Normal- und Übergewicht betrachtet wird, etwas niedriger. Die Definitionen für Kinder und Jugendliche sind ebenfalls unterschiedlich.

Der BMI unterscheidet nicht zwischen Muskel- (schlankem) und Fettgewebe. Somit können auf der Basis des BMI allein manche Menschen mit Adipositas diagnostiziert werden, obwohl ihr Prozentanteil an Körperfett sehr niedrig ist. Bodybuilder haben beispielsweise einen hohen BMI, obwohl sie sehr wenig Fett am Körper tragen. Sie besitzen stattdessen viel Muskelmasse, die schwerer ist als Fett. Sie gelten nicht als adipös.

Fettleibigkeit ist weltweit wesentlich häufiger geworden. In den Vereinigten Staaten kommt Fettleibigkeit sehr häufig vor und hat sich seit den späten 1970er Jahren fast verdoppelt. Die Adipositasrate in den USA für Erwachsene zwischen 2017 und 2020 betrug 41,9 %. Die Adipositasrate in den USA für Jugendliche im gleichen Zeitraum lag bei 19,7 %. Auch die schwere Adipositas kommt inzwischen häufiger vor.

Fettleibigkeit ist sehr viel einfacher zu verhindern als zu behandeln. Hat der Körper einmal zu viel Gewicht, wehrt er sich dagegen, es zu verlieren. Stellen Personen beispielsweise ihre Ernährung um oder reduzieren die Zahl der verzehrten Kalorien, kompensiert der Körper dies durch eine Steigerung des Appetits und die Reduktion der in Ruhe verbrannten Kalorienzahl.

Ursachen für Adipositas

Adipositas ergibt sich aus einer Kombination von Faktoren, darunter mangelnde Gelegenheit für körperliche Betätigung, bessere Verfügbarkeit hochkalorischer Nahrungsmittel und schließlich Gene, die eine Fettleibigkeit wahrscheinlicher machen. Letztlich folgt die Adipositas jedoch aus einer im Vergleich zum Bedarf des Körpers überhöhten Aufnahme von Kalorien über einen langen Zeitraum. Der Körper speichert überschüssige Kalorien als Fett (Fettgewebe).

Die Zahl der benötigten Kalorien ist von Person zu Person unterschiedlich und abhängig von Alter, Geschlecht, Grad körperlicher Aktivität und Stoffwechselrate (Grundumsatz). Der Grundumsatz einer Person, d. h. die im Ruhezustand verbrannte Kalorienmenge, wird davon bestimmt, wie viel Muskelgewebe (schlankes Gewebe) eine Person hat und wie viel sie insgesamt wiegt. Je muskulöser der Körper ist, desto höher ist sein Grundumsatz.

Veränderungen in den Bakterien, die normalerweise im Verdauungssystem (Darmflora genannt) zu finden sind, können das Risiko für Adipositas erhöhen. Normalerweise helfen diese Bakterien dem Körper unter anderem bei der Verdauung von Nahrung. Veränderungen in der Anzahl und den Arten von Bakterien im Verdauungssystem können sich auf die Verarbeitung von Nahrung im Körper auswirken.

Wo eine Person lebt, kann sich auf die Lebensweise und das Verhalten auswirken. Einige Gemeinden haben keinen Zugang zu frischem Obst und Gemüse. Diese Gemeinden haben tendenziell eine höhere Rate von Menschen mit Adipositas. Ein Zugang zu sicheren Freizeitbereichen (Parks und Radwegen) fördert die körperliche Aktivität. Eher mit den öffentlichen Verkehrsmitteln als mit dem eigenen Auto zu fahren, kann ebenfalls hilfreich sein, da dann mehr gelaufen und weniger gesessen wird.

Obesogene (Fettleibigkeit fördernde) Substanzen sind chemische Komponenten, die eine normale Entwicklung und den Stoffwechsel stören (zum Beispiel Zigarettenrauch, Bisphenol A, Luftverschmutzung, Flammenschutzmittel, Phthalate, polychlorierte Biphenyle). Die Belastung mit obesogenen Substanzen im Frühstadium kann das Risiko für Fettleibigkeit (Adipositas) erhöhen.

Bewegungsmangel

In technisch fortschrittlichen Ländern leiden die Menschen oft an Bewegungsmangel, der dazu führt, dass die Menschen fettleibig werden. Der technische Fortschritt mit Aufzügen, Autos und Fernbedienungen hat Gelegenheiten für körperliche Aktivität und Bewegung wegrationalisiert. Es wird mehr Zeit im Sitzen verbracht, z. B. bei der Verwendung von Computern, dem Fernsehen und dem Zeitvertreib mit Videospielen. Auch berufliche Tätigkeiten werden mehr und mehr im Sitzen erledigt, da Büro- oder Schreibtischjobs körperliches Arbeiten ersetzt haben. Sitzende Menschen verbrauchen weniger Kalorien als aktive, somit muss auch die Nahrung weniger Kalorien enthalten. Wird die Kalorienzufuhr nicht entsprechend eingeschränkt, nimmt der Mensch zu.

Ernährung

Energiereiche Lebensmittel, also Nahrungsmittel, die in relativ kleinen Mengen bereits viele Kalorien enthalten, fördern die Gewichtszunahme. Die meisten dieser Lebensmittel enthalten mehr verarbeitete Kohlenhydrate, mehr Fett und weniger Ballaststoffe. Fette sind naturgemäß energiedicht. Fett liefert 9 Kalorien pro Gramm, Kohlenhydrate und Protein bieten nur 4 Kalorien pro Gramm. Energiereiche Lebensmittel sind in technisch fortschrittlichen Ländern weit verbreitet.

Fertignahrung wie energiedichte Zwischenmahlzeiten, die in Automaten angeboten werden, und Fast-Food-Restaurants tragen zu einer Zunahme von Adipositas bei. Auch hochkalorische Getränke wie Limonaden, Säfte, viele koffeinhaltige Getränke und Alkohol spielen dabei eine ausschlaggebende Rolle. So hat zum Beispiel eine 350 ml-Flasche Limonade oder Bier 150 Kalorien, 350 ml eines Kaffeegetränks mit Milch und Zucker oder ein Obst-Smoothie können 500 oder mehr Kalorien enthalten. Maissirup (High-Fructose Corn Syrup, HFCS) wird als Süßungsmittel in vielen Flaschengetränken verwendet und gilt insbesondere als Ursache für Fettleibigkeit. Allerdings haben neuere Studien gezeigt, dass HFCS mit keiner höheren Wahrscheinlichkeit Fettleibigkeit verursacht als andere Lebensmittel mit einer ähnlichen Kalorienzahl in Zucker.

Große Portionsgrößen in Restaurants und in abgepackten Lebensmitteln und Getränken verleiten Konsumenten dazu, zu viel zu essen. Zudem werden bei der Zubereitung von Speisen in Restaurants und abgepackten Fertiggerichten oft zusätzliche Kalorien hinzugefügt. Dadurch nehmen Verbraucher mehr Kalorien zu sich als sie denken.

Gene

Die Neigung zu Adipositas liegt häufig in der Familie. Die Gene beeinflussen den Body-Mass-Index (BMI) von 60 Prozent der Patienten. Familienmitglieder haben jedoch nicht nur gemeinsame Erbanlagen, sondern auch die gleichen Lebensumstände. Diese zwei Einflüsse sind schwer voneinander zu trennen. Gene leisten einen Beitrag dazu, wie schnell der Körper Kalorien im Ruhezustand und bei körperlicher Aktivität verbrennt. Sie beeinflussen auch den Appetit und damit, wie viel gegessen wird. Gene bestimmen mehr den Ort, an dem der Körper Fett anreichert, als die Menge, besonders, wenn es um das an der Taille und am Bauch gespeicherte Fett geht.

Zahlreiche Gene beeinflussen das Körpergewicht, doch hat jedes Gen für sich dabei nur eine geringfügige Wirkung. Adipositas entsteht selten, wenn nur ein einzelnes Gen eine Anomalie aufweist.

Selten führen Mutationen eines der folgenden Gene zu Adipositas:

  • Das Gen für den Melanocortin-4-Rezeptor: Rezeptoren sind Strukturen auf der Zelloberfläche, die eine Aktion in der Zelle verhindern oder auslösen, wenn bestimmte Substanzen, z. B. chemische Botenstoffe, sich an sie binden. Melanocortin-4-Rezeptoren befinden sich vor allem im Gehirn. Sie steuern die Energieverwendung des Körpers mit. Eine Mutation dieses Gens kann bei 1 bis 4 Prozent von Kindern für Fettleibigkeit verantwortlich sein.

  • Das Obese (OB)-Gen: Dieses Gen steuert die Produktion von Leptin, einem von Fettzellen hergestellten Hormon. Leptin wandert ins Gehirn und beeinflusst Rezeptoren im Hypothalamus, jenem Teil des Gehirns, der den Appetit steuert. Die von Leptin überbrachte Botschaft lautet, die Nahrungsaufnahme zu vermindern und die Menge der verbrannten Kalorien (Energie) zu steigern. Mutationen des OB-Gens verhindern die Leptinbildung und führen bei einer sehr kleinen Zahl von Kindern zu schwerer Adipositas. In solchen Fällen kann die Gabe von Leptin das Körpergewicht auf ein normales Maß senken.

Hintergrund

Bestimmte Eigenschaften können das Risiko erhöhen, übergewichtig oder adipös zu werden. Hierzu zählen folgende:

  • Ethnische Zugehörigkeit, z. B. afroamerikanische, lateinamerikanische und pazifikinsulanische Herkunft

  • Niedriges Bildungsniveau

  • Adipositas während der Kindheit, die sich oft bis ins Erwachsenenalter fortsetzt

Unerwünschte Ereignisse in der Kindheit oder eine Vorgeschichte von verbalen, körperlichen oder sexuellen Misshandlungen sind mit einem höheren Risiko für Adipositas verbunden. Der Studie der Centers for Disease Control and Prevention zu belastenden Ereignissen in der Kindheit zufolge erhöht sich bei Menschen, die während der Kindheit verbalen, körperlichen oder sexuellen Misshandlungen ausgesetzt waren, das Risiko für Adipositas um 8 % und für schwere Adipositas um 17,3 %. 

Schwangerschaft und Wechseljahre

Eine Gewichtszunahme während der Schwangerschaft ist normal und notwendig. Jedoch können mit der Schwangerschaft Gewichtsprobleme beginnen, wenn Frauen anschließend nicht wieder ihr vorheriges Gewicht erreichen. Etwa 15 Prozent der Frauen nehmen bei jeder Schwangerschaft mindestens 10 kg dauerhaft zu. Mehrere eng aufeinander folgende Schwangerschaften vergrößern das Problem. Das Stillen kann Frauen helfen, ihr Gewicht aus der Zeit vor der Schwangerschaft wieder zu erreichen.

Ist eine schwangere Frau fettleibig oder raucht, kann die Gewichtsregulation gestört werden. Während der Kindheit und später kann es dadurch zu einer vermehrten Gewichtszunahme kommen.

Nach den Wechseljahren nehmen viele Frauen zu. Diese Gewichtszunahme kann von verminderter körperlicher Aktivität herrühren. Hormonelle Veränderungen bewirken eventuell eine Umverteilung und Anreicherung von Fett um die Taille. An dieser Stelle gespeichertes Fett erhöht das Risiko gesundheitlicher Probleme (z. B. metabolisches Syndrom).

Älterwerden

Adipositas tritt im Alter häufiger auf (siehe ). Mit dem Älterwerden verändert sich die Zusammensetzung des Körpers, da Muskelgewebe abnimmt. Das Ergebnis besteht in einem höheren Prozentanteil von Körperfett und einem niedrigeren Grundumsatz, da Muskeln mehr Kalorien verbrennen.

Lebensstil

Schlafentzug oder Schlafmangel, allgemein definiert als Schlafdauer von weniger als 6 bis 8 Stunden pro Nacht, kann zur Zunahme von Körpergewicht führen. Schlaflosigkeit bringt hormonelle Veränderungen mit sich, die den Appetit und Heißhunger auf energiedichte Lebensmitteln steigern.

Der Versuch einer Raucherentwöhnung führt in der Regel zu einer Gewichtszunahme und kann die Betroffenen davon abhalten, ganz mit dem Rauchen aufzuhören. Nikotin hemmt den Appetit und erhöht den Grundumsatz. Wenn kein Nikotin mehr zugeführt wird, erhöht sich die Nahrungsaufnahme und der Grundumsatz sinkt. Daher werden weniger Kalorien verbrannt. Das Körpergewicht kann um 5 bis 10 Prozent ansteigen.

Hormone

Hormonelle Störungen führen selten zu Fettleibigkeit. Am häufigsten kommt Fettleibigkeit bei folgenden hormonellen Störungen vor:

  • Das Cushing-Syndrom wird durch einen erhöhten Cortisolspiegel im Körper ausgelöst. Das Syndrom kann durch einen gutartigen Tumor in der Hypophyse (Hypophysenadenom), einen Nebennierentumor oder anderen Tumor, beispielsweise in der Lunge entstehen. Das Cushing-Syndrom führt dazu, dass sich Fett im Gesicht, wodurch es voller aussieht (sogenanntes Mondgesicht), und im Nacken anreichert, wo sich ein sogenannter Stiernacken bildet.

  • Das polyzystische Eierstocksyndrom betrifft ca. 5 bis 10 % der Frauen. Betroffene Frauen neigen zu Übergewicht und Fettleibigkeit. Testosteron und andere Werte männlicher Hormone sind erhöht, wodurch sich Fett an der Taille und am Bauch ansammelt. Dies ist schädlicher als Fett, das sich über den gesamten Körper verteilt.

Wussten Sie ...

  • Hormonelle Störungen führen selten zu Fettleibigkeit.

Essstörungen

In Verbindung mit Fettleibigkeit treten zwei Essstörungen auf:

  • Die Esssucht (Binge-Eating-Störung) ist gekennzeichnet durch Essanfälle, in denen innerhalb kurzer Zeit große Mengen von Nahrung verzehrt werden. Gleichzeitig entsteht dabei das Gefühl von Schuld, schlechtem Gewissen und Kontrollverlust. Die meisten Betroffenen führen dabei nicht ab, z. B. durch Erbrechen oder den Einsatz von Abführmitteln oder Diuretika. Diagnostiziert wird die Essstörung, wenn die Fressattacken über 6 oder mehr Monate mindestens 2 Mal pro Woche auftreten.

  • Beim Nachtessersyndrom nehmen die Betroffenen tagsüber nicht viel Nahrung zu sich, verzehren am Abend große Mengen von Lebensmitteln oder Kalorien und wachen mitten in der Nacht auf, um zu essen. In seltenen Fällen kann das Schlafmedikament Zolpidem ähnliche Probleme verursachen.

Arzneimittel

Zahlreiche Medikamente, die zur Behandlung häufiger Krankheiten verwendet werden, begünstigen eine Gewichtszunahme. Zu diesen Medikamenten gehören solche, die zur Behandlung von Folgendem verwendet werden:

Symptome von Adipositas

Das offensichtlichste Symptom der Adipositas ist eine Veränderung des Erscheinungsbilds der Person.

Komplikationen

Adipositas erhöht das Risiko für viele Gesundheitsprobleme. Nahezu jedes Organsystem kann davon betroffen sein. Diese Gesundheitsprobleme in Verbindung mit Übergewicht können Symptome wie Kurzatmigkeit, Atemprobleme während körperlicher Aktivität, Schnarchen, Hautanomalien, einschließlich Dehnungsstreifen, sowie Gelenk- und Rückenschmerzen hervorrufen.

Adipositas erhöht das Risiko für folgende Probleme:

Eine obstruktive Schlafapnoe kann sich entwickeln, wenn während des Schlafs zu viel Fett im Nackenbereich die Luftwege abdrückt. Die Atmung setzt häufiger, bis zu hundert Mal pro Nacht, aus. Diese Störung wird oft nicht diagnostiziert. Sie kann zu lautem Schnarchen und übermäßiger Schläfrigkeit tagsüber führen und das Risiko für Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, das metabolische Syndrom, Herzinfarkte, Herzinsuffizienz und Schlaganfälle erhöhen.

Adipositas kann das Risiko für einen frühen Tod erhöhen. Je höher die Fettleibigkeit, desto höher das Risiko. Sie ist damit die zweithäufigste Ursache eines vermeidbaren Tods – die häufigste besteht im Rauchen. Studien deuten darauf hin, dass die Sterberate über einen Zeitraum von 15 Jahren bei Personen, die sich einer Operation zur Gewichtsabnahme unterzogen, um 30 Prozent niedriger ist als bei Personen ohne diese Operation.

Fettleibigkeit kann zu sozialen, ökonomischen und psychologischen Problemen führen. Menschen mit Adipositas sind beispielsweise oft beruflich nicht ausgelastet oder arbeitslos, haben eine schlechte Körperwahrnehmung oder ein geringes Selbstwertgefühl.

Unbehandelt verschlimmert sich die Adipositas, was das Risiko und die Schwere der Komplikationen erhöht.

Nach der Gewichtsabnahme kehren die meisten Menschen innerhalb von 5 Jahren zu ihrem Gewicht vor der Behandlung zurück. Wenn Medikamente zur Gewichtsreduktion abgesetzt werden, wird das Gewicht tendenziell wieder zugenommen.

Diagnose von Adipositas

  • Body Mass Index (BMI)

  • Taillenumfang

  • Manchmal Bestimmung der Körperzusammensetzung

Adipositas wird anhand der Bestimmung des Body Mass Index (BMI) diagnostiziert. Aber auch der BMI hat seine Grenzen. Der BMI berücksichtigt weder das Geschlecht noch das Alter und passt sich nur begrenzt der ethnischen Gruppe an. Bei Menschen asiatischer Abstammung und einigen anderen ethnischen Gruppen liegt der BMI, der als Übergewicht betrachtet wird, etwas niedriger.

Der BMI unterscheidet auch zwischen schlanken und fettem Körpergewebe nicht. Daher können Ärzte sich bei einem BMI nicht sicher sein, ob dieser aufgrund von Muskeln (z. B. bei Bodybuildern) oder überschüssigem Fett hoch ist. In solchen Fällen wird die Körperzusammensetzung bestimmt (der Anteil von Körperfett und Muskeln).

Der Taillenumfang wird gemessen. Mit dieser Messung lässt sich Fettleibigkeit am Bauch (viszeral) leichter erkennen und quantifizieren, d. h. Fett, das sich um die Taille und im Bauch ansammelt. Abdominale (Bauch-)Fettleibigkeit wirkt sich schädigender aus als Fett, das überall am Körper unter der Haut verteilt ist (subkutanes Fett). Das Wissen um den Taillenumfang und um ein vorliegendes metabolisches Syndrom hilft Ärzten besser, das Risiko bestimmter Komplikationen wie Herzerkrankungen einzuschätzen, als die Berechnung des BMI.

Körperzusammensetzung: (der prozentuale Anteil von Körperfett und Muskeln) kann anhand folgender Methoden bestimmt werden:

  • Messung der Hautfaltendicke und des Umfangs des Oberarms

  • Bioelektrische Impedanz, die in der Arztpraxis durchgeführt werden kann.

  • Unterwasser- (hydrostatisches) Wiegen

Die Hautfaltendicke wird in der Regel über dem Trizeps, hinten am Oberarm gemessen. Die Hautfalte besteht aus der Haut und der Fettschicht darunter, die durch Anheben der Haut gemessen werden.

Die bioelektrische Impedanzanalyse schätzt den Prozentsatz des gesamten Körperwassers direkt und bestimmt den Prozentsatz des Körperfetts indirekt. Sie ist am zuverlässigsten bei gesunden Menschen und bei Menschen mit nur wenigen chronischen Erkrankungen, wie mittelschwerer Adipositas oder Diabetes mellitus.

Das Wiegen des Gewichts unterwasser ist die genaueste Methode zur Messung des Körperfettanteils. Sie ist aber teuer und zeitaufwendig. Daher wird sie öfter in der Forschung als in der medizinischen Versorgung eingesetzt.

Männer werden gelten als adipös, wenn der Fettgehalt des Körpers > 25 % beträgt. Bei Frauen liegt die Obergrenze bei > 32 %.

Im Normalfall werden Bluttests gemacht. Der Blutzucker (Glukose) wird bestimmt, um zu prüfen, ob Prädiabetes oder Diabetes vorliegt. Cholesterin- und Fettwerte werden auf zu hohes Cholesterin und andere auffällige Fettwerte überprüft. Ärzte messen den Blutdruck, um gegebenenfalls Werte wie Bluthochdruck festzustellen. Mit diesen Tests können Ärzte feststellen, ob ein metabolisches Syndrom vorliegt (das alle drei Anomalien umfasst).

Ärzte prüfen auch andere Störungen, die unter Menschen mit Adipositas häufig vorkommen. Dazu zählen obstruktive Schlafapnoe, Fettleber und Depressionen.

Behandlung von Adipositas

  • Ernährung

  • Körperliche Aktivität

  • Verhaltensänderungen

  • Medikamente zur Gewichtsreduktion

  • Metabolische und bariatrische Chirurgie

Zunächst liegt der Schwerpunkt der Behandlung von Adipositas in der Umstellung von Lebensgewohnheiten. Dies bedeutet eine Änderung der Ernährung, mehr körperliche Aktivität und Verhaltensänderungen. Medikamente und eine Operation zur Gewichtsabnahme (bariatrische Operation) sind ebenfalls wichtig für die langfristige Gewichtsabnahme und werden häufig nicht ausreichend eingesetzt, da die Betroffenen keinen Zugang zu einer Operation haben oder diese von den Krankenkassen nicht erstattet wird, oder aufgrund der Präferenzen des behandelnden Arztes oder der Person selbst.

Eine Abnahme von nur 5 bis 10 Prozent des Körpergewichts kann das Risiko oder die Ausprägung gewichtsbezogener Gesundheitsprobleme wie Diabetes, Bluthochdruck und hoher Cholesterinwerte verringern.

Für eine erfolgreiche Gewichtsabnahme sind Bereitschaft und Motivation unbedingt notwendig. Am erfolgreichsten sind dabei Menschen, die realistische Ziele haben und erkennen, dass sich eine vernünftige Gewichtsabnahme nur bei lebenslangen Veränderungen des Lebensstils erreichen lässt, und nicht mit Wunderpillen oder Modediäten, die nur kurzfristig wirken.

Die Begleitung durch medizinische Fachkräfte wie Diätetiker oder Ärzte kann von Nutzen sein. Entscheidend ist auch die Unterstützung von Familienmitgliedern.

Programme, die von den Teilnehmern eine regelmäßige Kontaktaufnahme fordern, wie WW (früher auch als Weight Watchers bekannt), erhöhen die Verantwortlichkeit und möglicherweise auch die Erfolgswahrscheinlichkeit. Meist werden wöchentliche Treffen von Beratern durchgeführt, die zusätzlich Anleitungs- und Hinweismaterial zur Verfügung stellen.

Da die Betroffenen nach Ende der Behandlung wieder an Gewicht zunehmen, benötigt man bei Adipositas ein lebenslängliches Managementprogramm, ähnlich wie für andere chronische Krankheiten.

Wussten Sie ...

  • Eine Reduktion des Körpergewichts um nur 5 bis 10 Prozent kann gewichtsbezogene Gesundheitsrisiken verringern.

Umstellung der Ernährung

Um sich trotz Gewichtsreduktion gesund und ausgeglichen zu ernähren, muss die verzehrte Kalorienzahl reduziert und eine Vielzahl von Lebensmitteln ausgewählt werden, die eine gesunde Ernährung ermöglichen.

Eine Kalorienreduktion um 500 bis 1000 Kalorien pro Tag kann zu einer Gewichtsabnahme von 500 g bis 1 kg pro Woche führen, was einem gesunden Verhältnis entspricht. Dieser Ansatz bedeutet, täglich 1.200 bis 1.500 Kalorien aufzunehmen. Der Körper kann sich jedoch an die Kalorienreduktion anpassen, beispielsweise durch Verringerung der Stoffwechselrate. Somit kann der Gewichtsverlust geringer als erwartet ausfallen. Dennoch scheint das Befolgen einer ballaststoffreichen Diät bei gleichzeitiger Reduzierung der verzehrten Kalorien um etwa 600 Kalorien pro Tag sowie der Austausch einiger Kohlenhydrate gegen Protein der beste Weg zu einer dauerhaften Gewichtsabnahme zu sein. Das Gewicht lässt sich mit einer sehr kalorienarmen Diät rascher reduzieren, doch sollten solche Diäten unter ärztlicher Aufsicht erfolgen.

Folgende Ernährungsumstellungen werden empfohlen:

  • Verzehr kleiner Mahlzeiten und Vermeiden oder sorgfältige Auswahl von Zwischenmahlzeiten

  • Frühstücken, denn das Weglassen des Frühstücks kann dazu führen, später am Tag zu viele Kalorien aufzunehmen.

  • Verzehr von mindestens 5 Portionen Obst und Gemüse täglich

  • Ersatz von verarbeiteten Kohlenhydraten und Nahrungsmitteln durch frisches Obst, Gemüse und Salat

  • Verzehr magerer Proteine, beispielsweise Fisch, Hühnerbrust oder pflanzlicher Proteine wie Soja

  • Umstellung von fettreichen auf fettfreie oder fettarme Milchprodukte

  • Ausklammern hochkalorischer Getränke wie Limonaden, Saft oder Alkohol, stattdessen Trinken von Wasser

  • Einschränkung des Essens in Restaurants und Fast-Food-Ketten

  • Beschränkung des Alkoholkonsums

  • Wechsel von schädlichen Fetten (wie gesättigte Fettsäuren und Transfette) zu wertvollen Fetten aus einfach ungesättigten Fettsäuren, die in Oliven- und Rapsölen enthalten sind, und mehrfach ungesättigten Fettsäuren aus Tiefseefisch und pflanzlichen Ölen sowie Beschränkung der verzehrten Fettmenge.

Der Verzehr von Nahrungsmitteln mit einem niedrigen glykämischen Index und von Nahrungsmitteln, die Fischöl, auch von Tiefseefischen wie Lachs und Thunfisch, oder einfach ungesättigte pflanzliche Fette wie Olivenöl enthalten, können das Risiko von Herzkrankheiten und Diabetes verringern.

Fettfreie oder fettarme Milchprodukte, die Vitamin D liefern, sollten zur Vorbeugung eines Vitamin-D-Mangels in die Ernährung einbezogen werden.

Ein regelmäßiger oder hin und wieder eingesetzter Mahlzeitenersatz kann einen Beitrag zur dauerhaften Gewichtsreduktion leisten.

Körperliche Aktivität

Eine Steigerung der körperlichen Aktivität trägt zu einer gesunden Art einer dauerhaften Gewichtsreduktion bei. Zu körperlicher Aktivität zählen nicht nur sportliche Betätigung, d. h. strukturierte körperliche Aktivität, sondern auch Aktivitäten im Alltag, z. B. Treppensteigen, anstatt den Aufzug zu nehmen, Gartenarbeiten und, wenn möglich, zu Fuß zu gehen, anstatt mit dem Auto zu fahren. Aktivitäten im Alltag können eine beträchtliche Anzahl von Kalorien verbrennen. Wird während der Ernährungsumstellung kein Sport betrieben, besteht eine höhere Wahrscheinlichkeit, das abgenommene Gewicht wieder zuzunehmen.

Bei Ausdauersportarten wie Joggen, raschem Gehen (5 bis 7 km pro Stunde), Radfahren, Tennis, Eislaufen und Langlaufen werden mehr Kalorien verbrannt als bei Sportarten mit weniger Aktivität (siehe ). Beispielsweise verbrennt man bei raschem Gehen rund 4 Kalorien pro Minute, sodass bei flottem Gehen über eine Stunde jeden Tag etwa 240 Kalorien verbraucht werden. Beim Joggen werden pro Minute etwa 6 bis 8 Kalorien, pro Stunde also etwa 360 bis 480 Kalorien verbrannt. Generell muss ein Mensch mindestens 150 Minuten pro Woche zu Fuß gehen, um seine Gesundheit zu fördern. Damit sie ab- und nicht wieder zunehmen, müssen Menschen sich jede Woche 300 bis 360 Minuten lang mäßig körperlich bewegen oder einmal pro Woche ein 150-minütiges, intensives Ausdauertraining absolvieren, beispielsweise Joggen oder einen Crosstrainer verwenden. Andere Gesundheitsvorteile eines intensiven Ausdauertrainings sind die Verringerung des Risikos für eine koronare Herzkrankheit und eine Steigerung der Ausdauer.

Um den größten Nutzen aus sportlicher Betätigung zu ziehen, sollte an etwa 3 Tagen in der Woche auch ein Muskelaufbautraining, beispielsweise mit Gewichten oder einer anderen Bewegung gegen Widerstand, durchgeführt werden. Ein Muskelaufbautraining vermehrt Muskelgewebe. Dadurch wird der Grundumsatz gesteigert, sodass der Körper in Ruhe mehr Kalorien verbrennt.

Verhaltensänderungen

Letztlich müssen Menschen ihr Verhalten ändern, damit eine Gewichtsabnahme effektiv und langfristig erfolgen kann. Programme zur Gewichtsreduktion, die Menschen helfen, ihr Verhalten zu ändern, sind am effektivsten. Damit sie ihr Verhalten ändern können, brauchen Menschen bestimmte Fähigkeiten, darunter

  • Problemlösung

  • Stressmanagement

  • Selbstbeobachtung

  • Krisenmanagement

  • Stimuluskontrolle

Zur Problemlösung gehört die Identifikation und vorausschauende Planung von Situationen, in denen eine ungesunde Ernährung wahrscheinlicher (wie zum Essen ausgehen oder auf Reisen) oder die Gelegenheit für körperliche Aktivität beschränkt ist (beispielsweise bei Überlandfahrten).

Um Stress zu bewältigen, lernen Personen, stressbeladene Situationen zu erkennen und Wege zu finden, mit dem Stress umzugehen, ohne zu essen. Dazu gehört zum Beispiel Spazieren gehen, Meditieren oder tiefes Durchatmen.

Zur Selbstbeobachtung können Personen ein Ernährungsprotokoll führen, in das sie die Anzahl der in Nahrungsmitteln enthaltenen Kalorien eintragen, und sie können regelmäßig ihr Körpergewicht ermitteln. Auch können sie darin aufzeichnen, wo und wann sie essen, wie ihre Stimmung zum Zeitpunkt des Essens war und wer sie begleitet hat. Mit diesen Informationen können die Personen Verhaltens- und Ernährungsmuster beobachten und aufzeichnen, um dann Situationen zu meiden, die zur Gewichtszunahme oder einer ungesunden Ernährung führen.

Krisenmanagement beinhaltet das Bereitstellen von Belohnungen – nicht mit Nahrungsmitteln – für ein Verhalten, das zum Erhalt oder zur Reduktion des Gewichts beiträgt. Jemand kann sich beispielsweise mit dem Einkauf eines neuen Kleidungsstücks oder mit einem Kinoabend belohnen, wenn er oder sie mehr zu Fuß gegangen ist oder weniger von einem bestimmten Lebensmittel gegessen hat. Die Belohnungen können auch von anderen Personen kommen, z. B. als Lob von Familienmitgliedern oder Mitgliedern einer Selbsthilfegruppe. Die Betroffenen können Unterstützung erhalten, indem sie soziale Medien nutzen, um sich untereinander und mit medizinischen Fachkräften zu verbinden.

Damit sie die Kontrolle über Stimuli gewinnen, die ein ungesundes Essen anregen, können Betroffene lernen, Hindernisse für eine gesunde Ernährung und einen aktiven Lebensstil zu erkennen. Daraufhin entwickeln sie Strategien, diese Hindernisse zu beseitigen. Beispielsweise meiden sie Fast-Food-Lokale, die auf dem Weg zur Arbeit liegen, oder verbannen Süßigkeiten aus dem Haus. Um einen aktiven Lebensstil zu entwickeln, kann man eine aktive Freizeitbeschäftigung wie Gartenarbeit beginnen, mehr zu Fuß gehen, sich angewöhnen, Treppen statt Aufzüge zu benutzen oder das Auto ganz am Ende eines großen Parkplatzes zu parken, damit die Fußwege weiter werden.

Internetressourcen, Anwendungen für Mobilgeräte und andere technische Einrichtungen können ebenfalls einen Beitrag zu einem aktiveren Lebensstil und zum Erhalt des abgenommenen Körpergewichts leisten. Elektronische Abnehmprogramme können dabei helfen, sich ein Ziel für die Gewichtsreduktion zu setzen, den Fortschritt zu beobachten, den Verzehr von Nahrungsmitteln nachzuverfolgen und Einheiten körperlicher Aktivität aufzuzeichnen.

Arzneimittel

Bei Menschen mit Adipositas oder Übergewicht und gewichtsbedingten Erkrankungen können Medikamente zur Gewichtsreduktion (auch „Antiadiposita“ genannt) hilfreich sein. Medikamente sind am wirksamsten, wenn sie mit Ernährungsumstellungen, mehr körperlicher Bewegung und strukturierten Programmen einhergehen, die Verhaltensänderungen einbeziehen.

Einige Medikamente zur Gewichtsreduktion dürfen nur kurzfristig eingenommen werden. Andere dienen der Langzeitanwendung. Medikamente zur Gewichtsreduktion sollten abgesetzt oder umgestellt werden, wenn die Betroffenen nach 12 Behandlungswochen kein Gewicht verlieren.

Derzeit verfügbare Antiadiposita sind unter anderem:

  • Orlistat

  • Phentermin

  • Eine Kombination aus Phentermin und Topiramat

  • Lorcaserin (in den USA nicht verfügbar)

  • Eine Kombination aus Naltrexon und Bupropion

  • Liraglutid

  • Semaglutid

  • Tirzepatid

Diese Medikamente werden eingesetzt, wenn ein Body Mass Index (BMI) von 30 oder höher vorliegt oder ein BMI von 27 oder höher und mit Komplikationen wie Bluthochdruck oder Diabetes verbunden ist. Nimmt ein Patient Medikamente zur Gewichtsreduktion ein, verliert er in der Regel 5 bis 2 Prozent seines Körpergewichts.

Orlistat hemmt die Aufspaltung und Aufnahme von Fett im Darm, sodass letztlich eine fettarme Diät imitiert wird. Orlistat ist nicht verschreibungspflichtig, kann jedoch auch auf Rezept verordnet werden. Bei Anwendung landet nicht resorbiertes Fett im Verdauungstrakt. Dieses Fett kann zu Blähungen, Bildung von Darmgasen und ungeformten Stühlen führen, doch lösen sich diese Probleme meist mit der Zeit. Orlistat sollte zu Mahlzeiten eingenommen werden. Orlistat kann die Aufnahme folgender fettlöslicher Vitamine beeinträchtigen: Vitamine A, D, E und K. Wenn nicht ausreichend Vitamin D resorbiert wird, kann sich Osteoporose entwickeln, die Knochenbrüche wahrscheinlicher macht. Bei der Einnahme von Orlistat sollte ein Vitamin-Ergänzungspräparat mit diesen Nährstoffen verwendet werden. Das Präparat sollte in mindestens zweistündigem Abstand vor oder nach der Einnahme von Orlistat genommen werden.

Phentermin reduziert den Appetit durch Einflussnahme auf chemische Botenstoffe in dem Teil des Gehirns, der den Appetit steuert. Es ist nur auf Verschreibung erhältlich. Es wird nur für kurze Zeit eingenommen. Phentermin kann zu erhöhtem Blutdruck und einer erhöhten Herzfrequenz, weiterhin zu Schlaflosigkeit, Angstzuständen und Verstopfung führen.

Phentermin und Topiramat (zur Behandlung von Krampfanfällen und Migränen), sind verschreibungspflichtig. Die Kombination der beiden Arzneimittel führt für bis zu 2 Jahre lang zu einer Gewichtsreduktion. Sie kann jedoch auch Geburtsfehler auslösen, sodass gebärfähige Frauen die Arzneimittel nur einnehmen sollten, wenn sie verhüten und monatlich Schwangerschaftstests durchführen. Diese Medikamente können Schlaf- und Konzentrationsprobleme verursachen und die Herzfrequenz erhöhen.

Lorcaserin wird nur auf Rezept verabreicht. In den Vereinigten Staaten ist es nicht verfügbar, weil es wegen des möglichen erhöhten Krebsrisikos Bedenken gibt. Es unterdrückt den Appetit, indem es bestimmte Rezeptoren im Gehirn beeinflusst. Nebenwirkungen sind unter anderem Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel, Ermüdung, Mundtrockenheit und Verstopfung, die aber mit der Zeit abklingen. Schwangere sollten Lorcaserin nicht nehmen. Menschen, die Lorcaserin nehmen, sollten bestimmte Antidepressiva (selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer, Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer und Monoaminooxidase-Hemmer) nicht nehmen.

Naltrexon plus Bupropion gibt es auf Rezept. Sie können Menschen bei der Gewichtsabnahme helfen, wenn diese zusammen mit einer Diät und Sport eingenommen werden. Naltrexon wird allein verwendet, um die Wirkung von Opioiden zu hemmen und um Alkoholikern beim Trinken aufhören zu helfen. Naltrexon kann auch helfen, weniger hungrig zu sein. Bupropion wird allein verwendet, um Depressionen zu behandeln und Menschen beim Rauchen aufhören zu helfen. Bupropion kann ebenfalls zur Appetitminderung eingesetzt werden. Nebenwirkungen bei einer Kombination der beiden Medikamente sind unter anderem erhöhter Blutdruck, Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen. Menschen, die einen unbehandelten Bluthochdruck haben, die Krampfanfälle hatten oder eine Erkrankung, bei der man Krampfanfälle haben kann, sollten dieses Medikament nicht nehmen.

Liraglutid wird zur Behandlung von Diabetes mellitus Typ 2 eingesetzt. Liraglutid wirkt, indem es die Beförderung von Nahrung in den Magen verlangsamt. Dieses Mittel muss gespritzt werden. Nebenwirkungen sind unter anderem Kopfschmerzen, Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis) und niedriger Blutzuckergehalt (Hypoglykämie). Menschen, die eine Form von Schilddrüsenkrebs hatten, der medulläres Schilddrüsenkarzinom heißt, sollten kein Liraglutid nehmen.

Semaglutid ist ein Medikament zum Spritzen, das zur Behandlung von Typ-2-Diabetes und von Adipositas eingesetzt wird. Semaglutid unterstützt die Freisetzung der richtigen Menge an Insulin in der Bauchspeicheldrüse und ist ein Appetitzügler. Wie bei Liraglutid sind die häufigsten Nebenwirkungen von Semaglutid Übelkeit und Durchfall. Semaglutid sollte nicht von Personen angewendet werden, die selbst an einem medullären Schilddrüsenkarzinom erkrankt waren oder Verwandte haben, die daran erkrankt sind. Personen mit einer Erkrankung des endokrinen Systems, der sogenannten multiplen endokrinen Neoplasie Typ 2 (MEN 2), sollten Semaglutid nicht einnehmen.

Tirzepatid wird zur Behandlung von Typ-2-Diabetes eingesetzt. Es kann bei Erwachsenen, die keinen Diabetes haben, zu einem erheblichen und anhaltenden Gewichtsverlust führen. Es senkt auch das Risiko für Herz- und endokrine Erkrankungen. Tirzepatid ist noch nicht zur Behandlung von Adipositas zugelassen, was aber in naher Zukunft erwartet wird. Mögliche Nebenwirkungen sind Pankreatitis, niedriger Blutzucker und Schilddrüsentumoren. Menschen mit multipler endokriner Neoplasie Typ 2 sollten es nicht einnehmen.

Einige rezeptfrei erhältliche Hilfsmittel, darunter medizinische Kräuter, werben damit, die Gewichtsreduktion durch eine Steigerung der Stoffwechselaktivität oder des Sättigungsgefühls zu fördern. Diese Ergänzungspräparate erwiesen sich jedoch nicht als wirksam und können schädliche Zusätze wie Stimulanzien, z. B. Ephedra, Koffein, Guarana und Phenylpropanolamin enthalten, die gemieden werden sollten.

Adipositas bei älteren Erwachsenen

In den USA nimmt der Anteil älterer Erwachsener mit Adipositas stetig zu. Adipositas bei älteren Erwachsenen ist ein Problem, da überschüssiges Gewicht das Risiko für bestimmte gesundheitliche Probleme erhöht, die im Alter häufiger auftreten: Diabetes, Krebs, zu hohe Fettwerte (Lipide) im Blut (Dyslipidämie), Bluthochdruck, Herzinsuffizienz, koronare Herzkrankheit und Gelenkbeschwerden.

Mehrere altersbedingte Veränderungen tragen zu einer Gewichtszunahme bei:

  • Verminderte körperliche Aktivität: Einige Gründe für eine verminderte körperliche Aktivität sind altersbedingt. Dazu zählen der Rückzug in den Altersruhestand, körperliche Bewegungseinschränkungen, Entwicklung von Krankheiten, die Schmerzen bei Bewegung verursachen (z. B. Arthritis), und Gleichgewichtsstörungen. Auch andere Faktoren können die körperliche Aktivität einschränken. Es kann z. B. sein, dass Menschen nicht zu Fuß gehen möchten, weil keine Gehwege vorhanden sind, zu viel Verkehr herrscht oder aufgrund von Sicherheitsbedenken.

  • Verlust von Muskelgewebe: Muskelgewebe geht teilweise verloren, weil Wachstums- und Geschlechtshormone wie Östrogen bei der Frau und Testosteron beim Mann weniger werden. Der Hauptgrund, warum ältere Erwachsene Muskelmasse verlieren, liegt jedoch im Nachlassen von körperlicher Aktivität. Je weniger Muskelgewebe ein Mensch hat, desto weniger Kalorien verbrennt sein Körper in Ruhe, desto leichter ist es somit, zuzunehmen.

  • Erhöhter Gehalt an Körperfett: Geht das Volumen von Muskelgewebe zurück, steigt der Fettanteil des Körpers. Fettgewebe verbrennt weniger Kalorien. Ein höherer Anteil von Fett bedeutet auch, dass für ältere Erwachsene mit einem normalen Body Mass Index (BMI), der nur anhand von Körpergewicht und -größe ermittelt wird, möglicherweise ein größeres Risiko für gewichtsbedingte Probleme besteht, als erwartet. Bei älteren Erwachsenen lässt die Messung des Taillenumfangs einen genaueren Schluss auf Gesundheitsrisiken zu als der BMI.

  • Verlagerung von Körperfett an die Taille: Mit zunehmendem Alter wird Körperfett meist an die Taille verlagert. Fett, das sich anstelle an den Hüften und den Oberschenkeln um die Taille und am Bauch herum ansammelt, erhöht das Risiko für gesundheitliche Probleme wie Bluthochdruck, Diabetes und koronare Herzkrankheit.

Älteren Erwachsenen, die abnehmen müssen, wird eine Steigerung der körperlichen Aktivität und eine Ernährungsumstellung empfohlen. Körperliche Aktivität verbessert die Muskelkraft, Ausdauer und das Wohlbefinden insgesamt. Zudem reduziert Bewegung das Risiko für chronische Krankheiten wie Diabetes. Körperliche Aktivitäten können Kraft- und Ausdauertraining umfassen.

Für ältere Erwachsene besteht ein höheres Risiko für Unterernährung als für jüngere. Wenn sie abnehmen möchten, sollten sie daher darauf achten, sich gesund und ausgewogen zu ernähren.

Medikamente zur Gewichtsreduktion wurden an älteren Erwachsenen bisher nicht untersucht, denn die Risiken überwiegen den Nutzen. Orlistat könnte für ältere Erwachsene mit Diabetes oder Bluthochdruck geeignet sein. Eine Operation zur Gewichtsabnahme (bariatrische Operation) hat sich bei älteren Erwachsenen mit guter Funktionsfähigkeit als sicher und wirksam erwiesen.

Es ist umstritten, ob eine Gewichtsabnahme bei älteren Erwachsenen mit Gesundheitsrisiken verbunden ist. Ärzte unterstützen ältere Erwachsene dabei, auf der Grundlage ihrer individuellen Lebensumstände Strategien für eine Gewichtsreduktion zu entwickeln. Die Gewichtsreduktion älterer Erwachsener wird am besten ärztlich betreut.